Tipps für VR 180
Stereoskopische Aufnahmen in 360° (VR360) sind sehr komplex, da es keine Position gibt, die der Kamera verborgen bleibt.
Eine einfachere Alternative dazu sind stereoskopische Aufnahmen in 180° (VR180). VR180 Aufnahmen können ähnlich angefertigt werden wie klassische Aufnahmen, weil nicht darauf Rücksicht genommen werden muss, ob Objekte oder Personen hinter der Kamera ins Bild gelangen. Trotzdem ist die Komplexität höher als bei klassischen Aufnahmen.
Dieser Artikel spricht einige Punkte an, die bei VR180 Aufnahmen relevant sind.
Umwandeln
VR360 lässt sich einfach auf VR180 umwandeln
(beidseitig -25%, top —> links, bottom —> rechts)
und gewinnt dadurch mehr Detail in der Darstellung im Headset, da bei gleicher Maximalauflösung nur die halbe Bildfläche gerendert werden muss.
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Lesbarkeit
Durch die höhere Auflösung und die besseren optischen Eigenschaften bei der Aufnahme mit einem 45Mpix (bzw. 8k) Sensor mit 15 Blenden Belichtungsumfang bleibt Schrift lesbar, solange sie nicht zu weit in der Ferne liegt.
Die Schärfe nimmt auch hier bei zunehmender Entfernung ab - das liegt an der Pixelverzerrung durch das Ultraweitwinkel (5.2mm). Um das zu verhindern, müsste die Sensorauflösung etwa doppelt so hoch sein.
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Mindestabstand
Der flache Aufbau des Objektives und die deutliche Überlappung der Bildkreise der Einzellinsen lässt einen sehr geringen Objektabstand bei der Aufnahme zu (ca. 10cm).
Ein so geringer Abstand ist allerdings nicht sinnvoll, da Bilder auf diese Entfernung nicht ohne die Augen zu verdrehen wahrgenommen werden können. Die praktikable Nahgrenze liegt bei etwa 20cm.
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Raumwirkung
Sowohl VR180 als auch VR360 bieten Raumgefühl. Der Effekt ist dabei in beiden Varianten gleich stark. Das gilt nicht nur für die Entfernung, sondern auch für Steigung und Gefälle. Im Vergleich dazu ist in einem 2D Foto der Raum kaum intuitiv erfassbar.
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Bildwirkung
Die Bildwirkung und damit der Bildaufbau/Kameraposition unterscheiden sich je nach Aufnahmeverfahren:
2D / klassisch
Aufnahmehöhe: egal
Aufnahmewinkel: egal
Untergrund: egal, weil meist nicht im Bild
Dichte: nicht zu viele Objekte oder feine Strukturen, damit das Bild übersichtlich bleibt
Nähe: Objekte können beliebig nahe aufgenommen werden
Bildaufbau: Hauptobjekt im Schwerpunkt außerhalb der Mitte
Räumlichkeit: Linienführung und Einsatz von Farbe, Licht und Unschärfe
VR180
Aufnahmehöhe: Augenhöhe der Betrachter in der dargestellten Situation. Dadurch wird das Gefühl zu schweben bzw. zwergenhaft zu sein vermieden.
Aufnahmewinkel: gerade zum Horizont. Das ist die natürliche Position beim Tragen einer VR-Brille. Andere Winkel wirken desorientierend und können Übelkeit verursachen.
Untergrund: ist im Bild. Schatten und Stativ beachten.
Dichte: nicht zu viele Objekte auf derselben räumlichen Ebene, sonst wird das Bild desorientierend.
Nähe: Objekte nicht näher als deren natürlicher Betrachtungsabstand, sonst wirkt das Bild bedrohlich, weil es in die Intimsphäre eindringt oder die Betrachter „schrumpfen“ lässt.
Bildaufbau: Hauptobjekt in der Mitte, keine wichtigen Objekte am Rand, da das Bild dort verzerrt und nicht ganz scharf ist
Räumlichkeit: Aufbau in klaren räumlichen Ebenen; Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund, um die Raumwirkung zu betonen und Orientierung zu geben.
VR360
Aufnahmehöhe: wie VR180.
Aufnahmewinkel: wie VR180.
Untergrund: Schatten, Nadir und Zenit müssen nachträglich retuschiert werden, da es sich nicht vermeiden lässt, dass sie im Bild sind.
Dichte: wie VR180.
Nähe: Objekte nicht näher als 1.5m bis 2m, sonst entsteht ein auf 360° nicht korrigierbarer Parallaxenfehler (Ausnahme: Kameras mit 24 und mehr Linsen)
Bildaufbau: Hauptobjekt in der Mitte, keine wichtigen Objekte außerhalb eines 120° Betrachtungskegels, damit die Betrachter nicht nach der Hauptaussage suchen müssen (außer das ist gewollt).
Räumlichkeit: wie VR180.
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Bewegung
Bei VR Filmen steht die Kamera generell still, da Bewegung für manche User zu Übelkeit führen kann (Dissonanz zwischen gesehener und gefühlter Bewegung).
Falls Bewegung doch narrativ notwendig ist, gibt es mehrere Möglichkeiten, das potenzielle Unwohlsein in Grenzen zu halten:
Framing, d.h. es gibt einen stabilen Rahmen rund um den Teil des Bildes, der sich bewegt. Beispiel: Blick durch die Frontscheibe eines Autos, bei dem die Einrahmung sichtbar ist
Sehr langsame Bewegung nach vorn oder oben (siehe Beispiel)
Rasante Bewegung, die nur ganz kurz dauert - gefolgt von einer Ruhephase.
Motivierte Bewegung, d.h. die Bewegung wird narrativ angekündigt und wird deshalb als „natürlich“ empfunden.
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