Stock und KI Medien: So nicht
Ok, Stock-Medien und mit KI generierte Medien sind ein heikles Thema.
Eines, auf das man Medienschaffende lieber nicht anspricht. Man will ja nicht provozieren …
Andrerseits gibt es viele Stock-Agenturen (iStockPhoto, Dreamstime, Getty,..) es scheint also schon so zu sein, dass Anwendungen gibt. Kann also nicht schlecht sein, oder? Und das sind professionelle Medien! Ganz zu schweigen von KI Text-zu-Bild Diensten, die mittlerweile wirklich gute Ergebnisse liefern. Und das zu einem unschlagbaren Preis
Also soll ich jetzt – oder soll ich nicht. Das hier ist der Versuch von einem Filmer und Fotografen (moi) - der sowohl Auftragsarbeiten als auch Stock Images macht - das Thema neutral zu betrachten. Und zwar aus der Sicht einer Firma, die ihr Produkt/ihre Leistung auf der eigenen Website darstellen will. Und ganz ohne Ethik- und Fairness-Debatte.
Ich werfe dabei Stock und KI ganz unverfroren in einen Topf, weil ich überzeugt bin, dass es niemanden wirklich interessiert, wie ein Foto oder ein Video entstanden ist. WAS interessiert ist, ob die Darstellung real etwas mit der Firma die sie verwendet zu tun hat oder nicht.
Gut? Gut.
Stock/KI: wo eher nicht
Was ich bei meiner Firmenwebsite will, ist mein Produkt, meine Leistung klar und deutlich darzustellen.
Positiv. Persönlich.
Warum persönlich?
Weil ein Gesicht, ein echter Mensch, zu dem ich einen emotionalen Bezug herstellen kann, schon die halbe Miete ist.
Menschen reden nun mal gerne mit Menschen.
Das ist umso wichtiger, je kleiner eine Firma ist.
Ein persönlicher Bezug ist aber mit Stock/KI Medien schwer.
Die werden allgemein zu einem Thema erstellt (Business, Meeting, Freude, Strategie, …) – und können schon deshalb nicht persönlich sein, weil die handelnden Personen selbst nicht abgebildet sind. Aber ein Model. In einem schicken Business Anzug. Mit gewinnendem Lächeln. Nur: hat das was mit meiner Firma zu tun? Nein. Sieht man die wirkliche Umgebung? Die echten Leute? Auch nein.
Tischler bei der Arbeit in einer Imkerei
Auch bei Medien, die nicht direkt Menschen abbilden, sondern ein Konzept gibt es das Problem.
Stock/AI kann nur eine abstrakte Behandlung des Themas sein – und passt oft gerade mal so.
Ein Beispiel? Nehmen wir „Strategie“:
Das klassische Stockfoto dazu ist eine Schachfigur.
Echt, jetzt? Wenn wir hier „Strategie machen“, dann tun wir das an einem Flipboard. Mit 1000en Zetteln. Und Kaffee. Unmengen davon.
Ist es für den Besucher der Website nicht interessanter zu sehen, wie mir der Schädel raucht, als das Bild einer Schachfigur vorgesetzt zu bekommen? Auch das ist viel persönlicher, oder? Und ein Bild vom echten Team bei der Arbeit läuft auch nicht so sehr Gefahr, ein tiefer Griff in die Kitschkiste zu werden …
„Strategie“ ist zu vage?
Nehmen wir Spaß an der Freude bei einem Kinderschwimmkurs.
Das Bild hier zeigt eine echte Trainerin mit ihren echten Schützlingen. Und die Kids waren mit vollem Einsatz dabei. Wenn ich den Kurs buche, wird mein Kind genau diese Trainerin vorfinden. Und dieselbe oder zumindest eine sehr ähnliche Gruppe von Kindern. In genau diesem Schwimmbad. Ist doch besser als ein allgemeines Bild von einem lächelnden Kind, das mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat, oder?
Wasserschlacht zum Anfang
Und, wenn ich einen Produktionsprozess beschreiben will?
Auch wieder die echte Umgebung macht’s.
Dann passt die Stimmung zur Bildsprache der gesamten Site, es ist kein abstraktes Konzept, es ist das echte Ding.
Darauf ist man doch als Firma stolz, oder?
Und ich finde diese Darstellung auch nicht auf 1000 anderen Seiten. Oder bei direkten Mitbewerb. Und die Menschen haben alle die richtige Anzahl von Fingern.
Abend in der Imkerei
Einen letzten Punkt gegen den Einsatz von Stock/KI Medien habe ich noch: Man bekommt exakt das, was man kauft.
Ist doch gut, oder?
Jein. Ein nicht zu kleiner Teil meiner Leistung als Fotograf besteht darin, passende Konzepte zu erarbeiten, diese mit meinen Kunden zu diskutieren und daraus ein rundes Ganzes zu machen. Mit anderen Worten: ich liefere Input. Etwas, woran vorher vielleicht niemand gedacht hat. Ein überraschender Ansatz vielleicht. Auf jeden Fall keine 08/15 Lösung. Genau dieser Prozess geht verloren, wenn ich mir einfach nur eine Darstellung aussuche oder darauf hoffe, dass die KI was Sinnvolles ausspuckt.
Aber genug vom „So nicht“.
p.s.: nein, ich habe in diesem Post keine Stock-Medien verwendet, auch nicht als „schlechtes“ Beispiel.
Das haben sie sich nicht verdient.