Frankenbiting: Das gestückelte Gespräch

Kennst du das? Du siehst ein Interview und bist beeindruckt, wie flüssig und präzise die Personen sprechen. Keine Versprecher, keine "ähs", keine Pausen. Was nach perfekter Rhetorik klingt, ist oft das Ergebnis einer Technik namens Frankenbiting.

Was ist Frankenbiting?

Beim Frankenbiting werden Dialogfragmente in der Nachbearbeitung neu zusammengesetzt. Das Ziel ist es, die Aussagen verständlicher und kompakter zu machen. Die Technik hilft dabei, lange Interviews auf das Wesentliche zu reduzieren und gleichzeitig professionell klingen zu lassen.

Warum ist das wichtig?

Stell dir vor, du gibst ein wichtiges Interview. Wie die meisten Menschen sprichst du nicht perfekt - ein paar "ähs" hier, ein Versprecher da. Das ist zwar menschlich, kann aber von der eigentlichen Botschaft ablenken. Hier kommt Frankenbiting ins Spiel: Es macht aus holprigen Aussagen klare, verständliche Statements.

Die technische Seite

Die Bearbeitung erfolgt in mehreren Schritten:

  • Schneiden und Zusammenfügen von Satzteilen

  • Entfernen von Füllwörtern und Versprechern

  • Anpassen der Sprechpausen

  • Angleichen der Tonalität

Voice Cloning: Die nächste Stufe

Die Entwicklung geht noch weiter: Mit künstlicher Intelligenz ist es heute möglich, Stimmen zu klonen. Das bedeutet, dass Computer einzelne Wörter oder sogar ganze Sätze in deiner Stimme erzeugen können - auch wenn du sie nie gesprochen hast. Die Technologie analysiert die Stimme und kann sie dann beliebig reproduzieren. Das ist hilfreich, wenn ein bestimmtes Wort immer störend falsch ausgesprochen wird.

 

Ein Beispiel

Dieses Video von mir ist ein Beispiel für Frankenbiting.
Ja, es gibt einen Grund, warum ich hinter der Kamera stehe und nicht davor …


Was wurde gemacht:

  • Text gekürzt.

  • Pausen, die nach Zweifeln an der eigenen Aussage klingen, entfernt.

  • Stimme am Ende von Sätzen abgesenkt.

Dabei sind sowohl Schnitt als auch Voice Cloning zum Einsatz gekommen.

Beispiel für Frankenbiting

Ethische Überlegungen

Diese Möglichkeiten werfen wichtige Fragen auf: Wo liegt die Grenze zwischen Optimierung und Manipulation? Wie authentisch sind bearbeitete Interviews? Besonders beim Voice Cloning müssen wir genau hinschauen: Die Technologie kann und wird missbraucht werden, um Menschen Worte in den Mund zu legen, die sie nie gesagt haben.

Was bedeutet das für dich?

Als Konsument*in von Medien muss man sich bewusst sein, dass fast jedes Interview nachbearbeitet wird.
Das ist nicht automatisch schlecht - es hilft oft sogar, Botschaften klarer zu vermitteln.
Es ist wichtig zu wissen, ob man vertrauen kann, dass keine Inhalte nicht verändert worden sind.

Für Unternehmen, die Interviews in Auftrag geben, bedeutet dies: Man muss von Anfang an mit der Produktionsfirma besprechen, wie stark die Nachbearbeitung ausfallen soll. Dabei gilt es, eine Balance zwischen Professionalität und Authentizität zu finden. Auch rechtliche Aspekte sollten geklärt werden - zum Beispiel, ob die interviewte Person der Bearbeitung zustimmt und wie transparent die Nachbearbeitung kommuniziert wird.

Fazit

Frankenbiting und Voice Cloning sind mächtige Werkzeuge in der modernen Medienproduktion. Sie können helfen, Botschaften klarer und professioneller zu vermitteln. Gleichzeitig ist es wichtig, bei der Verwendung dieser Werkzeuge strikte ethische Standards einzuhalten, um einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Technologien sicherzustellen.

Alexander Mikula
Consultant and photo designer
www.akia.at, www.mi-ku.com
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